Suizide vorbeugen durch mehr Hilfen: Das will der Bundesgesundheitsminister. In Bayern haben sich 2022 18.11 Menschen das Leben genommen.
Bildrechte: stock.adobe.com/1STunningART

Suizide vorbeugen durch mehr Hilfen: Das will der Bundesgesundheitsminister. In Bayern haben sich 2022 18.11 Menschen das Leben genommen.

Per Mail sharen
Artikel mit Video-InhaltenVideobeitrag

Suizid vorbeugen: Lauterbach will Hilfen ausbauen

Mehr Unterstützung für selbstmordgefährdete Menschen: Das ist das Ziel der nationalen Suizid-Präventionsstrategie von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach. Heute hat er sie vorgestellt. In Bayern gibt es bereits viele Hilfsangebote.

Über dieses Thema berichtet: Thema des Tages am .

Depressionen, Ängste, Schmerz, Verzweiflung, Lebenskrise: Die Gründe für Suizidgedanken können ganz unterschiedlich sein. Die Zahl der Selbsttötungen ist in Deutschland zuletzt leicht gestiegen. Im Jahr 2022 nahmen sich laut dem Statistischen Bundesamt 10.119 Menschen das Leben, in Bayern 1.811.

Suizide vermeiden: Bessere Vorsorge und mehr Hilfsangebote

Eine nationale Strategie soll helfen, die Zahl der Selbstmorde zu senken. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hat dazu Pläne für Präventionsmaßnahmen vorgestellt, gemeinsam mit Experten aus Wissenschaft, Politik und Praxis. Anlaufstellen und Hilfen für Menschen mit Selbstmordgedanken sollen demnach bundesweit ausgebaut werden.

Vorgesehen sind auch eine stärkere Bündelung von Beratungsangeboten und eine zentrale Krisen-Hotline für Menschen in akuten Suizid-Situationen unter der Nummer 113 in Verbindung mit einem rund um die Uhr verfügbaren Online-Beratungsangebot. Außerdem ist geplant, bestimmte Orte wie Brücken oder Bahnstrecken stärker zu sichern, um Suizide zu erschweren, teilte Lauterbach mit.

Lauterbach: "Gesellschaftliches Tabu von Tod und Suizid überwinden."

"Seit gut 20 Jahren nimmt die Zahl der Suizide in Deutschland nicht ab", sagte Karl Lauterbach. Jeder einzelne sei eine Tragödie, auch für die Familien. "Wir müssen das gesellschaftliche Tabu von Tod und Suizid überwinden, psychische Erkrankungen von ihrem Stigma befreien und Hilfsangebote besser bündeln", so der Bundesgesundheitsminister. Oftmals seien Suizide und Suizidversuche vermeidbar, wenn die bestehenden Hilfsangebote verzweifelte Menschen frühzeitig erreicht hätten, heißt es in dem Strategiepapier.

Bayerns Gesundheitsministerin Gerlach: Gesetz zur Suizidprävention muss schnell kommen

Bayern verfüge bereits über flächendeckende und rund um die Uhr verfügbare Krisendienste, reagiert Gesundheitsministerin Judith Gerlach (CSU) auf Lauterbachs nationales Strategiepapier für mehr Suizidprävention. Sie fordert die Bundesregierung nun auf, rasch den Entwurf für ein Suizidpräventionsgesetz vorzulegen.

"Psychische Krisen können jeden Menschen treffen. Für Betroffene ist rasche, niedrigschwellige und kompetente Hilfe von unschätzbarem Wert", so Judith Gerlach. Mit dem bayerischen Krisendienst setzten der Freistaat und die bayerischen Bezirke bundesweit Maßstäbe.

Viele Hilfsangebote in Bayern für Menschen mit Suizidgedanken

In Bayern gibt es für Menschen in Krisensituationen in der Tat ein vielfältiges Hilfsangebot. Sie können zwischen einem Gespräch vor Ort, per Telefon oder Beratung per Mail oder Chat wählen. Hinter vielen Angeboten stehen die katholische und die evangelische Kirche mit Caritas und Diakonie, aber auch andere freie Wohlfahrtsverbände helfen mit – wie die Arbeiterwohlfahrt.

Ein klassischer Ansprechpartner ist die Telefonseelsorge (116 123). Dort helfen geschulte Ehrenamtliche weiter. Auch beim Krisendienst Bayern (0800 655 3000) kann man anrufen. Dort sind psychiatrisches Fachpersonal, Psychologen und Sozialarbeiter beschäftigt. Sie können beispielsweise helfen, Termine bei anderen Einrichtungen auszumachen. Nach eigener Aussage beraten sie an jedem Tag des Jahres und in über 120 Sprachen. Zudem gibt es bundesweite Angebote für einzelne Gruppen, wie etwa die Nummer gegen Kummer (116 111 für Kinder und Jugendliche; 0800 111 0 550 für Eltern).

Anlaufstellen für alle Menschen in einer Krise

Diese Unterstützungen richten sich nicht nur an Menschen mit Suizidgedanken, sondern an alle, die Angst haben, traurig oder einsam sind. Familienangehörige und Freunde von Menschen in Krisensituationen sind dabei eingeschlossen. Ihnen soll zugehört werden, um dann die Situation zu besprechen und um gemeinsam Lösungsmöglichkeiten auszuloten. Die Gespräche bleiben vertraulich. Bei einer akuten Gefahr sollte allerdings der Rettungsdienst gewählt werden, also die 112.

Hier erhalten Sie Hilfe:

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!